Integration und Assimilation

Veröffentlicht am 16.03.2008 in Jusos in Aktion

Über den Weg in unsere(r) Gesellschaft

Der türkische Ministerpräsident Erdogan wandte sich in seiner Kölner Rede an die in Deutschland lebenden Türken und Türkischstämmigen und warnte sie vor den Folgen sowie Gefahren einer Assimilation. Er bezeichnete diese sogar als "Verbrechen gegen die Menschlichkeit".

Nun gilt es zunächst diese politische Äußerung rational und unaufgeregt zu betrachten. Denn Erdogans Deutschlandbesuch blieb natürlich auch in der Türkei nicht unbeachtet. Vielmehr wusste auch er um die innenpolitische Wirksamkeit seiner Aussage. Spaltet man jedoch den Begriff „Assimilation“ in seine unterschiedlichen Wirkungen im Hinblick auf die einzelnen Lebensbereiche auf, so erkennt man schnell, dass die Bedeutung dieses Begriffes eine andere ist, als die, wie sie von Erdogan interpretiert worden war. So bezeichnet dieser Begriff nämlich eine Angleichung des Einzelnen an eine andere, „fremde“ Gruppe. Je nach Lebensbereich, kann dies unter anderem die Familie, der Arbeitsmarkt oder auch der Staat sein.

Davon ausgehend folgt, dass jeder Zuwanderer, der die deutsche Staatsbürgerschaft erworben hat, gleichsam den Gesellschaftsvertrag, die Verfassung und die Gesetze der Bundesrepublik Deutschland akzeptiert. Man sieht deutlich: Der Einzelne gleicht sich hier rechtlich einer anderen Gruppe, nämlich der Gesellschaft und dem Staat, an. Mit anderen Worten: er „assimiliert“ sich. Der Prozess der Integration geht schon früh mit dem einer Assimilierung einher und daher sind beide manchmal nur schwer zu trennen. Die Frage, die sich nun folgerichtig stellt, ist: Inwieweit ist Assimilation wichtig und vertretbar. Hierbei lassen sich zwei wichtige Fixpunkte festhalten. Assimilation ist, wie sie oben in einem ihrer Teilbereiche bereist erwähnt wurde, für eine friedliche Existenz aller unabdingbar, sie verhindert aber gleichzeitig diese, wenn sie darauf abzielt die kulturellen und religiösen Herkunftstraditionen von Zuwanderern zu unterbinden oder zu unterdrücken (vorausgesetzt diese sind verfassungskonform). Kurz und prägnant: Assimilation ist in Teilbereichen für eine nachhaltige Integrierung notwendig, auf andere Lebensbereiche, wie Tradition und Herkunftsbewusstsein angewandt, jedoch schädlich. Und dies nicht nur für den Einzelnen, sondern auch für die gesamte Gesellschaft, an der sich falsch verstandene Assimilation unverkennbar rächt.

Ihre Juso AG Marbach-Bottwartal

von Bastian Brucklacher