Deutschland – Billiglohnland?

Veröffentlicht am 15.12.2010 in Ortsverein

Die Fleischindustrie in Deutschland erlebt echte Wirtschaftswunderzeiten. In ganz Europa werden Schlachthöfe dichtgemacht und in die Bundesrepublik verlagert. Nicht, weil die deutschen Schlachter die besten oder schnellsten wären. Nein, Deutschland lockt mit Rahmenbedingungen, mit denen der Rest Europas nicht mithalten kann: Kein Mindestlohn, keine Tarifbindung und nur wenig Kontrollen. Mit diesen "Vorzügen" ist Niedersachsen zum Zentrum der europäischen Fleischindustrie geworden. Tausende Billigarbeiter aus Osteuropa schuften dort in Tiermästereien, Schlachthöfen und Zerlegebetrieben zu Löhnen von teilweise unter 5 Euro, bis zu 12 Stunden am Tag. Alleine Dänemark hat in den letzten Jahren 6000 Jobs nach Deutschland verlagert.
Über diese Meldung, die am 02.12.2010 in Panorama ausgestrahlt wurde, diskutierten die Genossen in der vergangenen OV-Sitzung. Welch dramatische Entwicklung hat in den letzten Jahren in Deutschland stattgefunden! Die schwarz-gelbe Bundesregierung setzt sich nach wie vor gegen flächendeckende Mindestlöhne zur Wehr - die einzige Alternative, dieses moderne Sklaventum abzuschaffen. Da wundert es auch nicht, wenn Astrid Grotelüschen Ministerin für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Landesentwicklung in Niedersachsen unter Verdacht steht, mitverantwortlich zu sein für die Dumpinglöhne zwischen 4 und 5 Euro, die bulgarische Arbeiter im Putenmastbetrieb Geestland verdienen. Ist doch ihr Familienbetrieb Ahlhorn GmbH & Co. KG mit fast 14 % an diesem Unternehmen beteiligt. Die Frage darf gestellt werden, wer von unserer Regierung die schönsten Geschenkpakete bekommt!
Übrigens fürchten Experten, dass die Öffnung des deutschen Arbeitsmarktes für acht neue EU-Staaten ab Mai 2011 nur noch weitere „Schmuddelfirmen mit Hungerlöhnen“ fördern werden.
Auf diese Berichte kann und darf es nur eine Antwort geben:
Flächendeckende Mindestlöhne - wie in den allermeisten europäischen Nachbarländern üblich - müssen auch in Deutschland eingeführt werden!“