Genossen machen sich für mehr Leben im Leben stark

Veröffentlicht am 02.05.2013 in Presseecho

Steinheim Bei der Vormaifeier der SPD hat die zunehmende Belastung von Arbeitnehmern im Mittelpunkt gestanden. Christian Kempf

Marbacher Zeitung vom 02.05.2013

Es ist gute Tradition, dass die Steinheimer SPD am 30. April im Rathaus ihre Vormaifeier abhält. Vor allem, um den Einsatz von Personal- und Betriebsräten zu würdigen. Und für Friedmar Sonntag, stellvertretender Vorsitzender der Genossen in der Urmenschstadt, gibt es keinen Grund, mit dieser Gewohnheit zu brechen. Das betonte er am Dienstagabend bei der 29. Auflage der Veranstaltung. Denn die Interessengegensätze von Arbeit und Kapital seien keinesfalls ein alter Hut und von gestern. Es sei deshalb weiter vonnöten und ein durchaus aktuelles Anliegen, die Rechte der Arbeiterschaft durchzusetzen oder zu behaupten. Zumal sich die Lage momentan sogar zu verschärfen droht, wie die Gastredner Tanja und Thorsten Majer in ihren Reden durchblicken ließen.

Die Eheleute machten deutlich, dass der Druck zunehme, die Erwartungshaltung steige und das gesellschaftliche Leben mehr und mehr auf der Strecke bleibe. 'Ich habe das Gefühl, dass die Menschen eher leben, um zu arbeiten, als umgekehrt. Und das ist der falsche Ansatz', sagte Thorsten Majer, der in seiner Rolle als SPD-Bundestagskandidat Denkanstöße zu dem Thema liefern wollte. Seine Frau Tanja berichtete dann als Betriebsrätin des Unternehmens Mann und Hummel, wie sich das alles in der Praxis darstellt und was sich aus ihrer Sicht ändern muss, damit faire Arbeitsbedingungen garantiert sind - was letztlich auch die Lebensqualität steigern soll.

Tanja Majer würde es beispielsweise begrüßen, wenn die Firmen weniger auf Leiharbeiter setzen und den Leuten stattdessen eine Festanstellung anbieten würden. Und wenn man schon auf Leiharbeiter baue, sollten diese wenigstens so viel wie alle anderen verdienen. Stichwort gleiches Geld für gleiche Arbeit. Bei Mann und Hummel sei Letzteres zumindest 'annähernd' erreicht. Doch nach wie vor sei der Anteil an Leiharbeitern in ihrem Betrieb hoch. 'Grundsätzlich sind es eher Frauen und Jugendliche, die nicht übernommen werden', erklärte sie. Ein Problem daran sei, dass die Betroffenen nicht genügend Geld in die Rentenkasse einzahlen könnten.

Wichtig ist der Beisitzerin im SPD-Kreisvorstand ferner, dass Frauen im Beruf die gleichen Chancen wie Männer erhalten und genauso viel verdienen wie das vermeintlich starke Geschlecht. Überdies sollten Unternehmen nach ihrem Geschmack mehr Betreuungsplätze für Kinder anbieten. 'Die Menschen sind dann ausgeglichener und produktiver', sagte sie.

Dass Mitarbeiter permanent und oft sogar nach einem Zehn-Stunden-Tag noch erreichbar sein sollen, schmeckt ihr ebenfalls nicht. 'So bekommt man die Arbeit nicht mehr aus dem Kopf', sagte Tanja Majer. Bei Mann und Hummel habe man beispielsweise mit einer reduzierten Personaldecke den Weg aus der Krise bis hin zur Vollauslastung geschafft, inklusive Wochenendarbeit. Und dann wundere sich die Geschäftsführung, warum der Krankenstand plötzlich hoch ist. 'Das ist fast schon ein Witz', meinte sie.

Wenn sich an der aktuellen Lage nichts ändere, könne es zum 'großen Knall' kommen, hatte ihr Gatte Thorsten Majer zuvor prognostiziert. Um das zu verhindern, müsse es angemessene Bezahlungen, einen Mindestlohn und klare Regeln für die Erreichbarkeit von Mitarbeitern geben. 'Der Mensch muss im Vordergrund stehen', betonte der SPD-Bundestagskandidat.
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