Der Bildungsaufbruch

Veröffentlicht am 25.04.2008 in Jusos in Aktion

Lebhafte Veranstaltung der AG Marbach-Bottwartal sorgt für einen gelungenen Abschluss!

Es war soweit. Nach einem Vierteljahr Planung und Vorbereitung durch die Juso AG Marbach-Bottwartal konnte am 24. April in der FC-Klause in Marbach ein Thema an die Öffentlichkeit gebracht werden, welches für eine sozial starke und wirtschaftlich leistungsfähige Gesellschaft unabdingbar ist: nämlich das der Bildung.

Dass die Landesregierung Baden-Württembergs diesem Faktor nicht annähernd genüge trägt, machten viele Persönlichkeiten - darunter auch unser ehemaliger Ministerpräsident Lothar Späth - aus allen gesellschaftlichen Bereichen schon seit einigen Jahren deutlich. Christine Rudolf (MdL), die als äußerst kompetente Referentin den Abend begleitete und die Reformansätze der SPD-Landtagsfraktion vorstellte, konnte diesen Stellungnahmen nicht nur die nötigen Fakten zur Seite stellen, sondern auch ein umfassendes und vor allem durchstrukturiertes Konzept der SPD präsentieren. Dieses erkennt und erfasst zunächst die gravierenden Missstände des aktuellen Bildungswesens und hinterfragt diese nach Lösungsmöglichkeiten. Beispielhaft ist hierfür das Selektieren von Zehnjährigen nach der vierten Grundschulklasse. Davon abgesehen, dass nicht einmal eine pädagogische Erklärung für die Beendigung der gemeinsamen Lernzeit nach vier Jahren existiert, findet hier bereist eine „Auslese“ nach falschen Prinzipien statt. Denn es wird – wie eigentlich vorgesehen – nicht nach Intelligenz sondern nach sozialem Status entschieden; und dieser spiegelt sich unweigerlich in der Sprache und im Umgang der Kleinen mit den Lehrkräften wieder. Dass ein Kind aus einem gebildeten Elternhaus mit einem anderen Sprachwortschatz ausgerüstet dem Pädagogen begegnet, als ein Kind aus einer sozial schwächeren Familie ist wohl unumstritten. Aber eben jener Unterschied, nämlich die Sprachkompetenz, ist es, die nach vier Jahren den weiteren Lebensweg entscheidend prägt und selbst der beste Pädagoge vermag bei Klassen mit häufig 32 Kindern nicht, jedem voll gerecht zu werden. Daher fordert der Bildungsaufbruch zunächst eine gemeinsame Lernzeit von der ersten bis zur sechsten Klasse, in der die Schüler nicht nur reines Faktenwissen vermittelt bekommen, sondern auch soziale Kompetenzen und gesellschaftliche Verantwortung erlernen.

Dass das dreigliedrige Schulsystem allen Beteiligten – Schülern, Eltern, Lehrern und im Grunde der gesamten Gesellschaft – seit langem nicht mehr dienlich ist, zeigt das Gefühl vieler, die auf die Hauptschule gehen (werden). Sie fühlen sich als die Verlierer eines Systems, welches ihnen nicht Mut und individuelle Förderung, sondern Perspektivlosigkeit vermittelt. Dieser abstrafende Charakter, die miserabeln Zukunftschancen von Hauptschülern und die rückläufigen Schülerzahlen sind Fakten, denen sich die Landesregierung nicht stellen mag – oder kann. Die Gesellschaft hingegen ist reif und willig für einen Systemwechsel, die Finnen haben es vor einiger Zeit vorgemacht.

Herzliche Grüße!

Ihre Juso AG Marbach-Bottwartal

von Bastian Brucklacher