VORMAIFEIER

Veröffentlicht am 03.05.2014 in Presseecho

Ständige Erreichbarkeit erhöht Druck der Beschäftigten

Steinheim Bei der Vormaifeier der SPD hat ein Betriebsratsvorsitzender über Arbeitsbedingungen gesprochen. Thomas Weingärtner

Marbacher Zeitung vom 02.05.2014

Wie in jedem Jahr gehörte das Foyer des Steinheimer Rathauses an diesem Vorabend des 1. Mai den Sozialdemokraten. Deren mittlerweile traditionelle Vormaifeier wurde auch dieses Mal in lockerer Atmosphäre, aber mit ernsten Themen begangen. Betriebs- und Personalräte, Parteimitglieder und interessierte Bürger waren geladen. Robert Fischer, Betriebsratsvorsitzender eines Versicherungsunternehmens und SPD-Kandidat für den Gemeinderat der Urmenschstadt, befasste sich mit den veränderten Arbeitsbedingungen der Menschen.

Das Grußwort der stellvertretenden Bürgermeisterin und Vorsitzenden der SPD-Gemeinderatsfraktion, Regina Traub, richtete sich auf die Stadtpolitik. Vieles sei durch die Arbeit an einem 'Stadtentwicklungsprogramm' schon erreicht worden, die Stadt und auch die Partei hätten aber auch noch vieles vor, betonte Traub. Vor allem die Ausweitung von Wohnbauflächen und die Etablierung von Gewerbestandorten seien wichtig, um die hohe Lebensqualität in Steinheim aufrecht zu erhalten.

Robert Fischer thematisierte in seinem Kurzvortrag die Problematik 'entgrenzter Arbeit'. Es ging vor allem darum, dass die Arbeitsbedingungen bei neueren Arbeitszeitmodellen - wie dem Home-Office - für die Beschäftigten zunehmend belastender sind. Die ständige Erreichbarkeit und der Leistungsdruck würden sich durch die modernen Kommunikationsmittel noch verstärken. 'Es gibt eine ganze Bandbreite an Beschäftigten, auf die das Problem zutrifft', erklärte Fischer. Das seien zum einen Projektteams, aber auch IT-Techniker, Heimarbeitende und sogar Sekretärinnen. 'Bei vielen Arbeitgebern entsteht hier eine indirekte Steuerung', so Fischer. 'Es reicht schon, wenn die Termine so eng gehalten werden, dass sich der Mitarbeiter mit seiner Aufgabe nach Feierabend beschäftigen muss.' Diese Arbeitszeit bleibe oft ungemeldet und werde damit auch nicht bezahlt.

Zum Schutze des Arbeitnehmers müsse hier eigentlich auch bei daheim Tätigen eine Kontrolle entstehen. 'Jedoch haben wir dann das Problem, dass die Leute damit unzufrieden sind, denn wer wird schon gerne kontrolliert', beschrieb Robert Fischer die Problematik. Natürlich hätten die modernen Kommunikationsmittel auch ihre guten Seiten. So könne eine alleinerziehende Mutter im Home-Office arbeiten und sich immer noch um ihre Kinder kümmern, betonte Fischer. 'Leider gibt es für dieses Problem keine Musterlösung, aber Betriebsräte zu stärken, wäre ein guter Schritt.' Mit einem stärkeren Betriebsrat könne zumindest der Arbeitgeber besser kontrolliert werden, meinte Fischer.

'Für uns ist der Austausch mit Betriebs- und Personalräten und Gewerkschaftern sehr wichtig', sagte Annette Grimm, die Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Steinheim. 'Die meisten Probleme der Bürger liegen in der Arbeitswelt, und da wollen wir als Partei natürlich einhaken.'